Mittwoch, 22. September 2010

Das verflixte erste Jahr

... haben wir inzwischen hinter uns, also Zeit für ein Fazit, wie es einem so ergeht, ganz allein erziehend. Ein Samenspendekind hat ja nun mal schon nur halb so viele verfügbare Verwandte, weil es nur die mütterliche Seite gibt. Und wenn auf mütterlicher Seite die Verwandten entweder weit weg wohnen und/oder alt sind, dann heißt "alleinerziehend" wirklich allein erziehend.
Und das hat's manchmal schon in sich. Erziehen ist vielleicht das geringste Problem, eher das Betreuen und Versorgen des Kindes. Schließlich gibt es Situationen, in denen man selbst krank ist - trotzdem muss man das Kind genau so versorgen wie sonst, nämlich rund um die Uhr. Das geht manchmal an die Grenzen der Belastbarkeit. Natürlich gibt es im zivilisierten Deutschland genügend Hilfeangebote, aber die muss man kennen, um sie im Ernstfall nutzen zu können. Da reicht es zum Beispiel nicht zu wissen, dass die Krankenkasse einem eine Haushaltshilfe bezuschusst, da muss man die Formulare zur Beantragung abrufbereit und eine geeignetet Haushaltshilfe oder eine Vermittlungsagentur an der Hand haben, um im Fall der Fälle sofort reagieren zu können (und der Fall der Fälle bedeutet ja, dass man ein Problem hat und deshalb nur eingeschränkt leistungsfähig ist). Einmal hatte ich eine schlimme Laryngitis mit hohem Fieber, war völlig ausgeknockt und konnte nicht sprechen, nicht mal flüstern. Wie telefoniert man sich da Hilfe heran? Das sind die Tücken, die im Detail stecken...

Auch im Alltag lauern Tücken:
Wie trägt man Getränkekisten, den normalen Einkauf, die Windelvorräte und ein strampelndes Kind die Treppe hinauf? Mehrmals gehen? Gut, aber das strampelnde Kind muss man dann mehrmals mit hoch und runter nehmen - eine Tortur für Mutter und Kind.
Wie kommt man zu seinem Abendbrot, wenn man gerade ganz hungrig ist (und stillende Mütter sind immer ganz hungrig), wenn man eben noch schnell das schon lange schreiende Kind auf dem Arm hat und es sich plötzlich - endlich - beruhigt und einschläft und man weiß, dass es sofort wiederaufwachen und ewig weiterschreien wird, wenn man jetzt die Position wechselt oder das Kind gar ablegt?
Wie regeniert man seine Nerven, wenn man sich völlig ausgelaugt fühlt, und das Kind hört nicht auf zu schreien? Man kann nicht einfach mal für 5 Minuten rausgehen, um tief durchzuatmen. In diesem fünf Minuten kann ein aktives Krabbelkind schon viele gefährliche Dinge anstellen, da helfen alle Kindersicherungen&Co. nix.
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Die Liste mit den anstrengenden Kleinigkeiten ist lang, die kennt jede Mutter, trotzdem ists alleine oft eine Nummer anstrengender. Dafür muss man sich aber nicht über Erziehungsgrundsätze streiten, das ist auch was wert ;-)

Die Liste mit den schönen Kleinigkeiten ist auch lang: das erste Lächeln, der erste Brei, Krabbeln, Laufen, Zähnchen, glimpflich überstandene Krankheiten, Gespräche in Babysprache ...
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Wir sind inzwischen schon im zweiten Jahr und Murkeline und ich genießen das. Ich bin nicht so der Typ, der Kinder nur als süße Babys mag, ich mag eher Kinder, mit denen man schon kommunizieren kann. Und Murkeline hat mir den Gefallen getan, ein relativer Schnellentwickler zu sein. Ich finde es schöner, mit meinem Kind Fußball zu spielen als nur den Kinderwagen durch den Park zu fahren. Natürlich, auch die Babyzeit fand ich spannend, jetzt aber wird es noch besser. Ich hatte ja ein Fazit versprochen, hier isses: Die Entscheidung für Murkeline war die beste Entscheidung meines Lebens.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na, da kommen ja turbulente Zeiten auf mich zu!! Gibts noch ein Rückgaberecht vor dem offiziellen "Auszug" von Pauli? :-))

Du machst das wunderbar!
Alli

acoma hat gesagt…

Hihi, ein Rückgaberecht haste nicht. Aber du kannst ihn zur Adoption freigeben. Ich nehm gern noch eins :-)

Aber ich bin mir sicher, dass du ihn nicht hergeben wollen wirst.

Anonym hat gesagt…

Stimmt!!
Alli