Freitag, 5. November 2010

Alltag mit anderthalb

Mama ist ja zurzeit ziemlich durch den Wind, da werd ich euch doch mal lieber selbst erzählen, wie unser Alltag so aussieht.

Also morgens wache ich meist gegen 7 auf, krabble aus dem Schlafsack und zieh den Schlafanzug aus. Das geht manchmal schwer, wenn Mama so ein Modell mit Knöpfen ins Spiel gebracht hat, aber da muss sie dann eben helfen, selber schuld. Je nachdem, wie meine Laune so ist, massier ich noch ein bisschen meine Füße und turne im Bett oder ich wecke Mama gleich, entweder indem ich sie hypnotisiere (ihr Bett ist gleich neben meinem, damit ich’s nicht so weit habe, wenn ich mich um sie kümmern muss) oder aber sie lautstark wecke. Letzteres natürlich vor allem dann, wenn der Schnuller aus dem Bett gefallen ist und ich nicht rankomme, da muss Mama schon gleich ran. Dann darf sie mich auch gleich rausheben, sie brummelt dann meist was wie „Noch fünf Minuten“, aber vorher zieht sie mir schnell noch die dicken Socken und Hose und T-Shirt drüber. Damit ihr in den „fünf Minuten“ nicht langweilig wird, man weiß ja, dass Mamas immer viele Beschäftigungsangebote brauchen, bringe ich ihr ein paar Sachen zur Anregung. Erst mal natürlich ihr Handy und ihre Brille, ohne das Zeug scheint sie ja nicht existieren zu können. Dann ein paar Bücher und Bausteine, Wäscheklammern und Taschentücher (die hol ich einzeln aus der Packung) … und was ich sonst noch so finde, Mamas lassen ja immer alles rumliegen, das bin ich sowieso dauernd am Aufräumen. Hausschuhe und Socken bring ich ihr auch, damit sie endlich aufsteht.
Als erstes erzählt sie dann immer was von neuer Windel, als wenn’s nichts Wichtigeres gäbe! Da lass ich mich nicht drauf an, meist streiten wir uns da das erste Mal. Das Ding stinkt aber auch, ich weiß nicht, warum sie dieses braune Zeugs da unbedingt auspacken will …
Während Mama dann im Bad bummelt, deck ich schon mal den Tisch, hole die Brettchen aus dem Schrank und leg sie auf den Küchentisch, zur Reserve gleich noch ein paar auf dem Fußboden.



Dann will ich den Joghurt aus dem Kühlschrank holen, aber ich krieg immer die Tür nicht auf, da muss ich Mama rufen, damit sie das SOFORT macht. Sie will immer erst ihr unwichtiges Zeugs weiter machen, Brei anrühren oder Kaffee kochen oder so was, aber ich sag schon deutlich, wo die Prioritäten liegen. Dann frühstücken wir, ich wisch meinen Tisch ordentlich ab, dann will Mama mir schon wieder was von neuer Windel einreden, von wegen Joghurt essen und alles gleich wieder rausgekackt und so, ich hau jedenfalls lieber ab und wir spielen Haschen in der Wohnung, aber meist kriegt Mama da schlechte Laune, Spielverderber. Dabei gewinnt sie ja doch und verpasst mir eine frische Windel und andere Sachen, mit den Breiflecken soll ich nicht in die Kita.
In die Kita werd ich gefahren mit dem Kinderwagen, das lass ich früh ausnahmsweise zu, sonst lauf ich doch lieber selbst, bin doch kein Baby mehr.



In der Kita ist es ganz ok, mit ein paar von den Kindern kann man echt was anfangen, einige sind aber ein bisschen langweilig. Aber wir haben schon unseren Spaß, gehen ins Bällebad, spielen in der Puppenküche, düsen mit den Dreirädern rum, hören Musik und tanzen …
Nachmittags holt Mama mich ab, ich nehm meinen Trolley und wir ziehen los in den Park und picknicken dort: die Reste von den Vorräten in meiner Tasche. Reicht meist nicht – ich hab ja immer Hunger – zum Glück denkt Mama meist dran, noch was mitzubringen, ich will ja nicht nur olles Brot essen.
Manchmal sind die Zwillinge da, die mag ich leiden, die nerven nicht so rum. Bei schönem Wetter kommt manchmal die ganze ehemalige Krabbelgruppe hierher, das ist mir dann zuviel Trubel, ich musste ja schon stundenlang mit den Kita-Rangen aushalten. Wenn wir alleine sind oder nur mit dem Zwillingen, das ist am besten. Ich zeig Mama die Vögel am Himmel und die Flugzeuge, wir sammeln Kieselsteine oder Blätter oder Beeren oder andere Schätze …



Manchmal bin ich auch einfach nur erledigt und mir ist alles zuviel, da brüll ich Mama ganz schön an und werf mich auf den Boden, wenn sie nicht macht, was ich will.
Auf dem Heimweg zeig ich Mama immer, wo Müll und Hundekacke liegt: „Ih!“ Ganz schön dreckig überall. Die Leute lächeln mich dann immer an, möchte wissen, was daran so lustig ist.
Ich bin froh, wenn wir dann endlich zu Hause sind. Da hab ich alle meine Bücher, die Bausteine und alles.



Und ich freu mich, die Katze zu sehen. Die hat inzwischen auch begriffen, dass ich kein Baby mehr bin, sie leckt mir schon manchmal den Finger, das macht sie nicht mit jedem.
Abends bin ich ziemlich geschafft, aber Mama lässt mich nicht vor acht ins Bett, sie sagt, ich stehe sonst morgens zu zeitig auf. Irgendwie bringen wir die Zeit bis dahin noch rum, meist lesen wir, das ist zurzeit mein Lieblingsbuch:



Und dann bade ich noch und putze die Zähne und wir lesen das Gute-Nacht-Buch und dann kann ich endlich schlafen.

3 Kommentare:

Bianca hat gesagt…

Liebe Murkeline

Da erlebst du aber viel den ganzen Tag über und hälst deine Mama ja ganz schön auf Trab.
Entdecke noch viel und hab deine Freude daran.

Und für die Mama:
Ich melde mich im Forum.

LG Bianca

Gesa M hat gesagt…

Zauberhaft!!!
Meine beiden sind schon lange groß, aber ich erinnere mich immer wieder gern an die Zeit, wo sie so klein waren.

In dem Alter ist es gut, wenn Mütter die Welt mit den Augen der Kinder sehen können. Das scheint hier absolut der Fall zu sein!
Viel Freude wünsche ich euch noch miteinander!!!

LG Gesa

silke plagge hat gesagt…

Liebe Acoma,

ganz begeistert habe ich Ihren wunderbaren Blog gelesen. Ich bin Redakteurin des Online-Magazins "liliput-lounge" und würde sehr gerne über das Thema "Single mit Kinderwunsch" berichten. Vor allem über so eine spannende Gechichte wir Ihre! Könnten Sie sich vorstellen, dass wir beide ein Telefoninterview führen? Ich würde mich sehr freuen von Ihnen zu lesen! Lieben Gruss, Ihre Silke R. Plagge (silke.plagge@liliput-lounge.de)